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Kobosil
We Grow, You Decline

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Kobosil veröffentlicht sein Debütalbum auf Ostgut Ton.

Während der letzten drei Jahre hat ein neuer Name bei Ostgut Ton und Berghain die Welle gemacht. Der in Berlin geborene, aufgewachsene und lebende Produzent Kobosil machte sein Debüt mit einem Remix von Barker & Baumeckers „Silo“ (Ostgut Ton, 2013). Als damals vollkommen Unbekannter hat er sich schnell als DJ seine Sporen auf dem Hauptfloor des Clubs verdient – letztendlich wurde er Berghain- Resident. Nach seinen fünf darauffolgenden 12"-Releases und Kobosils ersten Livesets betritt er mit seinem Debütalbum nochmals neuen Boden.

Kobosil | Telling The Truth

We Grow, You Decline betitelt, fordern einen die elf neuen Stücke dazu auf, die Wahrnehmung von Kobosils bisherigen Veröffentlichungen neu zu justieren und lädt zum aufmerksamen Zuhören ein – in einer ruhigeren Umgebung als dem üblichen Dancefloor-Setting. We Grow, You Decline markiert einen Schwenk von clubkontextuellen Tracks hin zu einem mehr musikalischen, vielschichtigen Songformat. Erwähnenswert ist, dass das Album keine Neuerfindung von Kobosils früheren Produktionen ist. Es gab schon immer deutliche Hinweise für seine Vorliebe zu abstrakterer, Nicht-Dancefloor-Rhythmik, unbehaglichen Klängen und zu aufmerksamem Hinhören in seiner noch jungen Diskografie – besonders „Plant 5“, „Less“ (RK3, 2013), „Herschel“ (Unterton 05, 2013), „There“ (MDR 10, 2014), „Head“ (RK1, 2014) und kürzlich „Athtar“ (O-TON 91, 2015).

Mit seinem Debütalbum gräbt sich Kobosil noch tiefer in Klanglandschaften aus Ambient und Industrial ein. Mit Einflüssen aus Musique Concrète via Electronic Body Music bis hin zu zeitgemäßem Techno kombinieren die neuen Stücke raue Texturen mit melodischen Anspielungen und kontrastieren düstere Offbeat-Rhythmen mit Drone- Passagen. Dieses Album bedient keine Erwartungen, schon das eröffnende „Telling The Truth“ lockt auf die falsche Fährte: Dessen stetig anschwellender Synth-Puls und das durchgängige Knistern gipfeln nicht in einen maximalistischen Floorpleaser, sondern leiten über in das Field Recording-bestimmte Dub Techno-Stück „To See Land“ und die zischende Melancholie von „Reflection“.

„The Exploring Mountain“ folgt dieser Stimmung indem es eine dumpfe Kickdrum, organische Perkussion und entfernt klingende Gongs asynchron miteinander verflechtet. Das Stück dient dabei als erste Sollbruchstelle des Albums, die letzten Kicks antizipieren hier Kobosils sich wandelnden Fokus auf einen stärker Techno-geführten Mittelteil in Form des hypnotischen „Aim For Target“ mit seinem langsamen, stetigen Aufbau und der subtilen, wallenden Melodie.

Mäandernde, spröde Harmonien fanden mit der kürzlich erschienenen 91 EP Einzug in Kobosils Sounddesign („Avernian”, Ostgut Ton, 2015). Nun werden sie in „The Living Ritual“ aufgegriffen und von seiner typischen Kickdrum, verfremdeter Perkussion und gegen Ende von einem betörenden Synthlayer abgerundet. Beide Tracks würden auch perfekt auf dem großen Berghain-Floor funktionieren, aber im Albumkontext formen sie einfach eine von vielen Schichten.

We Grow, You Decline fügt neue Ästhetiken zum Produktionsstil des Berliners hinzu, indem eine gewisse Darkness und Distanz unter Beibehaltung von Leichtigkeit und zarten Berührungen befördert wird. Unter der filigranen, knisternden Oberfläche von Songs wie „When I Speak“ und dem bereits erwähnten „To See Land“ sind entfernte Stimmen zu hören. Und obwohl sie in dem pochenden, atmosphärischen „Eihwaz“ und dem roboterhaften Puls von „You Answered With Love“ deutlicher wahrnehmbar sind, bleibt der menschliche Anteil innerhalb der angespannten Stimmungen zurückhaltend und undurchschaubar. Mit „They Looked On“ befreit Kobosil den Hörer während des über achtminütigen Schlussstücks, die auf Albumlänge vorherrschende, schwebende Spannung löst sich hier in einem gemütvollen, vernebelten Horizont auf.

We Grow, You Decline ist eine mutige Aussage über das wachsende musikalische Repertoire Kobosils und eine Reflektion seiner vielschichtigen Entwicklung, indem er seine eigene künstlerische Position ausdrückt, ohne jede Anbiederung an Konformität. Musik, so wohltuend wie ein Lächeln und so dunkel wie die Seele.

Tracklist

  • Telling The Truth
  • To See Land
  • Reflection
  • The Exploring Mountain
  • Aim For Target
  • The Living Ritual
  • When I Speak
  • Eihwaz
  • While The Stars Be Not Darkened
  • You Answered With Love
  • They Looked On

Release Date

29. Januar 2016

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