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OSTGUTCD38/LP24

Barker & Baumecker
Turns

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Barker & Baumecker vollziehen auf ihrem zweiten Album Turns Wendungen zwischen Techno, Bass, Breaks und experimentellem Terrain.

Für Sam Barker und Andreas Baumecker hat sich das Leben immer um verschiedene Arten von Musik gedreht. Das ist zum Teil der Grund, warum ihre Produktionen als Barker & Baumecker eher unberechenbar und schwerer einzuordnen sind, als das, was man von einem aus einem Technoclub geborenen Label erwarten mag. Und wo ihre Musik klar zum Tanzen gemacht ist, hört man eine tiefe Liebe zu und Respekt vor den vielen Formen elektronischer Musik – die Verbundenheit zu experimentellen Stilen von Dance Music ist es schließlich, was sie überhaupt erst zusammengebracht hat. Man stelle sich ihre Musik in jedem anständigen Club vor, doch die Unterbrechung des Flows auf dem Floor ist, was uns zu ihrem zweiten Album Turns bringt. Ein Amalgam ihrer jeweiligen musikalischen Köpfe, Genres und Stile transzendierend, während sie ihre Klangästhetik als Barker & Baumecker weiter entwickeln und verfeinern.

Barker & Baumecker | Senden (edited sound clip)

Barker & Baumecker trafen 2008 erstmals über ihre Arbeit aufeinander. Der Eine war Booker bei einer Agentur, der andere Booker im Berghain. Baumecker war gegenüber Barker und seinen Kollegen bei der LittleBig Bookingagentur behilflich und ermutigend Leisure System zu starten – erst als Party, heute ebenfalls ein Label für widerborstige Dance Music. Wenig später gipfelte ihre von musikalischer Neugierde gefestigte Freundschaft in gemeinsamen Produktionen. Heute, zwei EPs, ein Album und gut zwanzig Remixes später, erforschen und verändern Barker & Baumecker stetig ihre Interessen, besonders im Gebiet zwischen Techno, Bassmusik, Breaks und Experimentellem.

Baumecker war so ziemlich von Tag Eins in die Clubkultur seiner Heimat Frankfurt am Main eingebunden. „Frankfurt hat eine sehr gute Geschichte bezüglich Clubmusik. Es gab da eine Partyreihe, Techno Club in dem Laden No Name, das ging 1984 los“, erinnert sich Baumecker. „Das war prinzipiell ein amerikanischer Schwulenclub. Superklein, aber voll da. 1986 ging ich da als 18-jähriger zum ersten Mal hin.“ Als DJ nd_baumecker verdiente er sich ab den 90ern seine Sporen mit Housemusik im Wild Pitch Club – eine Party der Playhouse- und Robert Johnson- Gründer Ata und Heiko MSO. Eher abseitigen Techno, Electro und von Warp Records beeinflusste Klänge gab es in Mannheim gemeinsam mit Move D und D- Man. Als DJ-Stammgast im Berghain-Vorgängerclub Ostgut zog er 2004 nach Berlin, wo ihn eine Residency in der gerade eröffneten Panorama Bar im Berghain erwartete. Zwölf Jahre später ist er immer noch Resident, wenn er nicht gerade außer Haus rund um die Welt auflegt.

Barker begann als Producer in Brightons enggeknüpfter Experimentalmusik-Community, wo, wie er sagt, „ein unvoreingenommenes Miteinander herrschte. Musik als Plattform des eigenen Ausdrucks und Originalität waren die einzigen Gradmesser. Auf Parties waren wir auf der Suche nach Authentizität.“ Mit seinem Umzug nach Berlin 2007, als Teil des LittleBig-Teams und seine folgenden Erkundungen von DJ-Kultur fügten seiner musikalischen Philosophie eine neue Dimension hinzu: „Das Skillset des DJings war eine Sache, die zu lernen mir viel Spaß machte. Die ersten paar Jahre guckte ich anderen DJs einfach auf die Finger. Musik als kommunikatives Werkzeug, dieses ‚Hey, lass uns alle zueinander finden‘ – im Gegensatz zu ‚Entweder du verstehst mich oder nicht, mir egal‘ – leuchtete mir vor Berlin nicht wirklich ein.“

Während Baumecker sich selbst immer als DJ sah, ergab es sich, dass er zu Zeiten des Kennenlernens Barkers seinen ersten Synth kaufte – vom damaligen Ostgut Ton-Labelmanager Nick Höppner. „Ab da ging alles ganz schnell“, sagt er. „In kürzester Zeit kaufte ich eine Menge neuen Krams.“ Baumecker hatte also Blut geleckt und Barker fügt hinzu, dass beide Hardware-Liebhaber und an Technologie interessiert sind. Zwar besitzen sie ein paar Klassiker, aber „der Großteil des Studios ist unter fünf Jahre alt.“ Andreas sagt, sie „wollen einen neuen Klang erzeugen, mit den alten Maschinen wurde das schon gemacht.“ Wenn man einen kurzen Blick in ihr Studio wirft, sieht man eine irre Sammlung an Synths, Drummachines und alles mögliche andere. Baumecker besitzt eine große Sammlung an Moog-Effektgeräten, Barker brachte mehrere Modular Synth-Racks ein.

Normalerweise wollen beide ja einfach nur Spaß haben und dem „echten Leben“ entfliehen, aber auf ein oder zwei Motive lassen sie sich dann doch ein. Bezugnehmend auf den Albumtitel sagt Barker, dass beide „seit dem letzten Album (Transsektoral) einige Höhen und Tiefen hatten, und wenn du mit jemand anders von Angesicht zu Angesicht arbeitest, müssen beide im gleichen Geisteszustand sein.“ Baumecker ergänzt: „Turns bezieht sich auch ein Stück weit auf die einzelnen Tracks – fast alle verändern sich zur Mitte hin.“ Und auch das Album verändert sich in der Halbzeit durch das kurze Interlude „Technogate“. „Tatsächlich ist das der Klang des Stahltors neben unserem Studio“, sagt Barker.

Aber das ‚Technogate‘ war nicht die einzige Inspiration für Turns. „Natürlich ist das eine Referenz ans Berghain“, meint Andreas ironisch, während Sam ergänzt: „Der Titel ‚Turnhalle‘ steht ja für körperliche Ertüchtigung. Wir haben jeden Track des Albums auf der Clubanlage angehört, aber ‚Turnhalle‘ haben wir über das Soundsystem abgespielt und dort wieder aufgenommen. In den ersten beiden Minuten versuchten wir den Effekt nachzuempfinden, wenn man über die Stahltreppe den Club betritt.“ Obwohl kein Stück auf Turns rein funktional ist, sehen Barker & Baumecker sich selbst und ihre Musik natürlich im Club verortet. „Sowas würde ich mir an einem gewissen Punkt Montagsmorgens wünschen, oder Sonntagnachmittag. Es gibt diese Phasen im Berghain, in denen es wichtig ist, die Leute wieder ein bisschen runterzubringen und nicht den gleichen Vibe sechs Stunden lang durchzuhämmern. Sowas wie ‚Turnhalle‘ könnte da gut reinpassen, und von da aus geht’s dann weiter.“ Stücke also, die die Wendung eines Sets markieren.

Man findet nichts typisches in diesen Stücken, sie eint aber eine wohlgeformte Ästhetik und Klangpalette mit Sinn für Tiefe und kompositorischen Zweck. Das Ambient-Intro des ersten Stücks „Senden“ morpht in einen Flow à la Reich. Auf „Encipher & Decipher“ verweben sich tiefste Drums traumhaft mit melodischen Synthpads. „Club Entropicana“ reduziert Rhythmus und Klang zu Maschinensignalen, ähnlich der Raster-Noton’schen Kraßheit. „Turnhalle“ und „Nocturnal“ verleiben sich Trance-Euphorie und Breakbeats ein – aber auf unterschiedliche Art und Weise. Das finale „Statik“ kommt mit einem lecker-glitischigen Garage-Puls, der den Weg zur Erlösung im House weist. Man weiß nie ganz recht, was als nächstes kommt – aber Turns wirkt, als erweiterten und verfeinerten Barker & Baumecker ihren musikalischen Dialekt. Wie die meiste Musik, die sie beide mögen, ist hier alles wohlüberlegt, vielseitig und in stetem Wandel – aber immer und alles für den Club.

Tracklist

Tracks CD

  1. Senden
  2. Encipher & Decipher
  3. Club Entropicana
  4. Technogate
  5. Turnhalle
  6. Nocturnal
  7. Statik

Tracks VINYL

A1. Senden

A2. Encipher

B1. Decipher

B2. Club Entropicana

C1. Technogate

C2. Turnhalle

C3. Nocturnal

D. Statik

incl. digital download

Release Date

25. November 2016

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